Praxisworkshop Hanflehm

11. – 12. April 2025

Bauen und Dämmen mit Hanflehm

Praxis-Workshop 2025-1


Zeit: Freitag, 11. April 2025, ab 9:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Samstag, 12. April 2025, ab 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Kursort: Verein Labör, ehem. Kupferschmiede, Affolternstrasse 76, Zürich

Treffpunkt: Jeweils 9:00 Uhr am Kursort.

Kursleitung:
Dr. Guilhem Amin Douillet, Forscher Geologie, Präsident des Vereins IsoTerra
Vincent Fixary, Facharbeiter für ökologisches Bauen, Sportpädagoge
 

Einladung Praxisworkshop - Bauen und Dämmen mit Hanflehm 

Invitation Atelier pratique - construire et isoler avec terre-chanvre
 

Apéro: Freitag, 11. April ab 16:30 Uhr
Apéro mit den Mitgliedern des CAS Regenerative Materials
 

Thema:
Hanflehm ist ein vollständig natürlicher Verbunddämmstoff. Seine geringe Dichte (250–400 kg/m³) verleiht ihm gute Dämmeigenschaften, eine gute thermische Trägheit sowie bemerkenswerte hygroskopische Eigenschaften. Dieses Material stellt eine Weiterentwicklung des Hanf-Kalk Gemischs dar, jedoch ohne kohlenstoffhaltiges Bindemittel. Dadurch ist es weniger reizend, einfacher zu verarbeiten, wiederverwendbar und kostengünstiger. Die mechanische Aufspritzapplikation ermöglicht hohe Verarbeitungsraten von bis zu 50 m² pro Tag, was eine effiziente und wirtschaftliche Nutzung gewährleistet.

Seit 2019 führt der Verein Isoterra mehrere Forschungsprojekte durch und hat die erste Hanflehm Anwendungen auf realen Baustellen im Elsass realisiert. Heute gibt es in dieser Region bereits rund fünfzehn öffentliche und private Gebäude, die mit Hanflehm neu gebaut oder renoviert wurden.
Die Sanierung des Labör-Gebäudes in Oerlikon wird die erste Hanflehm-Baustelle in der Schweiz sein. Dieses Vorhaben bietet die Gelegenheit, den aktuellen wissenschaftlichen Stand zu diesem Material zu präsentieren, verschiedene Verarbeitungstechniken zu erkunden und praktische Erfahrungsberichte zu teilen.

Kursinhalt:

Theorie (1/3)

  • Umweltaspekte
  • Wärmedämmung und Feuchtigkeit
  • Mechanische Festigkeit und Dichte
  • Wassermanagement im Hanf-Lehm
  • Trocknung und Schadensprävention
  • Brandschutz
  • Praxisbeispiele und Erfahrungen
  • Offene Diskussion

Praxis (2/3)

  • Material kennenlernen
  • Wandaufbereitung: Lattung vorbereiten
  • Aufspritzmaschine: Aufbauen, Benutzen
    Einstellungen vornehmen, Reinigen
  • Hanflehm stampfen: Zero-Waste-Technik,
    Ästhetisches Hanflehm
  • Blöcke herstellen: Je nach Bedingungen 
    Möglichkeit zum Verputzen mit Lehmputz

Ziel:

  • Eigenschaften und Vorteile von Hanflehm verstehen 
  • Grundlagen für die Berechnung von Wänden erhalten
  • in der Lage sein, eine einfache Renovierung mit Hanflehm im Selbstbau durchzuführen
  • Maschinenspritztechnik kennenlernen und die Stärken sowie Einschränkungen verstehen
  • Begrenzungen und Fehler, die vermieden werden sollten, kennen
     

 

Bericht zum Workshop

Während zwei sonnigen Tagen in Zürich Oerlikon hatten wir wieder Gelegenheit, die Hände lehmig zu machen, um uns in bester Gesellschaft von einer bemerkenswerten Materialkombination zu überzeugen: dem Hanf-Lehm.

Frische und erfahrene Lehm-Begeisterte versammelten sich am Freitagmorgen mit der Crew des Quartierprojekts «Labör» sowie mit den Mitgliedern des Vereins IsoTerra in der ehemaligen Kupferschmiede auf dem MFO-Areal. Das Gebäude dient dem Projekt Labör seit Januar als Experimentierraum für soziale, nachbarschaftliche und zirkuläre Projekte. An diesem April-Wochenende öffnet es seine Pforten (und Mauern) für das nachhaltige Dämmen mit Hanf-Lehm und Verputzen mit Lehm.

Für viele von uns war das Arbeiten mit Lehm in Kombination mit Hanf dennoch neu. So konnten wir uns zunächst zurücklehnen und wissenschaftlichen Inputs von dem IsoTerra-Vereinsgründer Guilhem Amin Douillet zuhören. Wir lernten über die Eigenschaften von Hanf-Lehm im Allgemeinen und vor allem in der gespritzten Verarbeitung, sowie seine Anwendungsbereiche und seine Ökobilanz im Vergleich zu anderen Dämmmaterialien (sehr gut!). Wir hatten auch die Möglichkeit, selbst Analysen an Hanf-Lehmblöcken durchzuführen: Zum Beispiel die Absorption von Wasser in Vergleich zu anderen Materialien und die Erfahrung von taktilen und optischen Eigenschaften.

Danach und dazwischen ging es ans Eingemachte. Dem Lehm aus dem Big-Bag wird im Mischer das richtige Verhältnis an Wasser hinzugefügt, um als Schlämme durch Schläuche zum Spritzaufsatz gepumpt zu werden. Gleichzeitig werden Hanfschäben in eine Blasmaschine gefüllt und durch einen grösseren Schlauch, an dem auch die Schläuche mit der Lehmschlämme befestigt sind, zum gleichen Aufsatz geblasen. Startet man den Spritzvorgang, spritzen beide Materialen gleichzeitig aus den Düsen und vermischen sich erst direkt an der Wand miteinander. Durch die Schleuderkraft, mit der die Mischung an die Wand prallt, bleibt das Material haften. Die Hanfschäben besitzen eine hohe Saugfähigkeit, und zusammen mit der Lehmschlämme vereinigt sich alles zu einem stabilen Verbundmaterial.

Überzeugend finden wir die Einfachheit des Materials, welches lediglich aus zwei Inhaltsstoffen plus Wasser besteht:
Hanf: Eine nützliche Pflanze für die nachhaltige Landwirtschaft. Verwendung beim Bauen finden die „Schäben“ des Halms (das Kernmaterial des Faserhanfs). Die vielen kleinen Lufteinschlüsse erzeugen eine gute Dämmwirkung. Geliefert wurden die Hanfschäben als Sackware aus Frankreich. Ein Schweizer Markt konnte sich noch nicht entwickeln.
Lehm: Das Bindemittel, welches durch seine hohe Klebkraft die Hanfschäben zusammenhält und stabilisiert.

In unserem Experimentierraum – ein altes Industriegebäude aus Stein und Beton – wurde die Dämmung auf der Innenseite der Aussenwände aufgespritzt. So bleibt der industrielle Charme äusserlich erhalten und beheizte Innenräume können entstehen.
Dafür wurde zunächst eine Abstandslattung an den Wänden montiert, um die Auftragsstärke der Dämmung von ca. 30cm zu definieren (Lambda-Wert 0.08 W/mK). Nach dem Auftragen einer Lehmschlämme wurde der Hanflehm im Raum zwischen den Latten von unten nach oben gleichmässig aufgespritzt. Das Spritzen mit dem Düsensystem erforderte etwas Übung, es gelang uns dann aber sehr zügig, viel Dämmmaterial an die Wände zu bringen. Durch das anschliessende Abziehen an der Aussenkante der Abstandslatten entstand loses Restmaterial. Dieses wurde gesammelt, in einer Schalung vor einer weiteren Wand eingebracht, und Schicht für Schicht gestampft. Das Stampfen stellt eine weitere, nun manuelle Möglichkeit dar, eine stabile und ästhetische Hanf-Lehm Innendämmschicht zu bilden, benötigt jedoch mehr körperliche Energie und Zeit im Gegensatz zum Spritzen. Ob gespritzt oder gestampft, der Hanflehm bildet eine optimale Oberfläche für ein anschliessendes Verputzen mit Lehm, was wir dann auch in den oberen Räumlichkeiten gemacht haben.

Der Workshop war für uns eine spannende Erfahrung, das innovative Material bei seinem ersten Baustelleneinsatz in der Schweiz mitzuerleben. Durch unsere Gastgeber des Projekts Labör hatten wir auch die Möglichkeit, uns bei einem Apéro mit Teilnehmenden des CAS der ETH „Regenerative Materials“ sowie mit Menschen aus dem Quartier zu vernetzen und auszutauschen. Nicht zuletzt dienten die Pausen auch als reger Diskussionsraum rund um das Labör. Herzlichen Dank an alle Beteiligten für die zwei erlebnisreichen und schönen Tage.

Sabine Pfeiffer, 1.5.2025

Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Guilhem Amin Douillet
&
Vincent Fixary

Ort

Zürich