Regionale Lehmsteine in Bellerive

15. Oktober 2022

Besichtigung
Neubau mit regionalen Lehmsteinen

Die Firma Terrabloc lieferte für den Neubau eines Doppeleinfamilienhauses (Wohnhaus und Gästehaus "La Fourmi") am Südhang des Mont Vully oberhalb des Murtensees Lehmsteine aus regionaler Erde. Das Architekturbüro jomini & zimmermann architekten, Zürich, realisierte die beiden Häuser mit möglichst ökologischen und ressourcenschonenden Materialien.

Lehmsteinhersteller und Architekt werden den Neubau vorstellen sowie Fragen rund um das Thema Lehmsteine und ressourcenschonende Bauweise beantworten.

Bericht Besichtigung

In emsigen Zeiten trafen sich rund 15 Lehminteressierte am schönen Ufer des Murtensees am Rande von Rebbergen. Nach dem Ankommen mit Kafi und Gipfeli mit der Gastgeberin erläuterte der Architekt Stanislas Zimmermann den Werdegang des neuen Doppelhauses. Da wurde ein wunderschöner Ort noch schöner, als die richtigen Materialien ihren Platz fanden.


Jomini Zimmermann Architekten retteten der Bauherrin und dem zugehörigen, oberhalb gelegenen Restaurant die Aussicht kurz vor der Auszonierung durch einen Baukörper, der an den Hang gebaut wurde. Über zwei Geschosse erstrecken sich die Wohnungen nebeneinander. Kräuterumsäumte Sitzplätze neben den Photovoltaik-Elementen schliessen sie auf dem Flachdach ab. Flankiert werden sie von abgetreppten Terrassen und einem geschützten Innenhof als gemeinsamer Vorplatz unterhalb des zukünftigen Ateliers.
Im Inneren kommt viel Lehm zur Geltung. Zum einen als Sichtmauerwerk mit stabilisierten Lehmsteinen zwischen der Holzkonstruktion mit Stützen und Brettstapeldecke. Die Aussenwände sind als konventionelles Einsteinmauerwerk mit mineralischer Dämmung errichtet. In den Zimmern und den Bädern zeigt sich dekorativer Edelputz aus norddeutscher Produktion, der eine ausgleichende Raumprägung erzeugt.


Die Lehmsteine stammen von Terrabloc in Genf und wurden im Akkord mit Lehm-Kalk-Zementmörtel vermauert, um in der Wand zusammen mit den zementösen Steinen eine gleichbleibende Stabilität zu gewährleisten. Auch ein Stampflehmboden mit Lehm-Kasein-Spachtelung im Wohnbereich komplettiert das Materialerlebnis.
Seit 2008 sind Rodrigo Fernandez und Laurent de Wustemberger als Lehmstein-Entwickler unterwegs. Ihre ersten Schritte folgten aus der Faszination für Lehm und auch aus dem Kontakt mit Pionier Martin Rauch heraus in einer gemeinsamen Abschlussarbeit. Daraus entstand das Unternehmen Terrabloc mit Lehmsteinen in handwerklicher Produktion mit einer Lehmsteinpresse teilweise direkt auf Baustellen. Die Presse ist immer noch im Umlauf für etwaige passende Baustellen und Handwerker.
Laurent de Wustemberger nahm uns aber auf eine Exkursion in die weitere Geschichte von terrabloc mit. Um in einer rein ökonomischen, wohl auch verzerrten Baulandschaft ohne ökologisches Bewusstseine zu bestehen, bedurfte es einer Entwicklung hin zu industrialisierter Herstellung. So wurden die Kosten durch höhere Stückzahlen und Synergien mit bestehender Infrastruktur gesenkt. Für diese Produktion wurden sie bei einem Betonplattenproduzenten in Allaman fündig. Dort entstehen seither vibrationsverdichtete Lehmsteine verschiedener Grössen und Anforderungen mit diversen Prüfungen zu Last-, Schall- und Brandverhalten.
Die Lehmsteine in Bellerive stammten also aus dem zwischengelagerten Aushub rund um Genf, da in der zentralisierten Werkproduktion ein Weg kürzer war als hin und zurück.
Aber Terrabloc investiert weiter viel Energie in die Weiterentwicklung. Sie sind nach wie vor von einem Paradigmawechsel überzeugt. Sie haben weitere Kooperation aufgegleist und sind in einem SNF-Forschungsprojekt mit der EPFL und Oxara zu weiteren kreislauffähigen Stabilisierungen involviert. Auch neue Formate und leistungsfähige Zuschläge, etwa mit Leca, sind als leichtere Variante für den Ausbau mittlerweile verfügbar. So wird immer mehr Wertschöpfung im Lehmbau generiert und es damit langsam auch existenzsichernd für diese umtriebigen Wegbereiter im Lehmbau.


Ausklingend konnten sich die lehmigen Gäste noch beim Essen im Restaurant belle5 austauschen und die Aussicht über das Bijou hinweg auf das Alpenpanorama geniessen.

 

Christiane Löffler, 24. September 2022

 

Einladung Besichtigung Neubau mit regionalen Lehmsteinen

 

Projekt Bellerive Lehmsteine von terrabloc
Doppelhaus in Bellerive von Jomini & Zimmermann Architekten
le restaurant belle 5

 

Eva Güntensperger und Sandro Zimmermann betreiben das Restaurant Belle5 mit Atelier, Ausstellungsraum, zwei Ferienwohnungen und neu Gästezimmer, sowie ein Gästehaus im neuen Lehmbau. Seit Frühling verwöhnt Julian Binkert kulinarisch im Restaurant Belle5. Das Atelier im Belle5 ist auch der Wirkungsort des gelernten Kunstglasers und Künstlers Sandro Zimmermann.

Beteiligte Firmen
Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Terrabloc
&
Casafair

Ort

Bellerive VD