FAQ

Entwurf Frequently Asked Questions

 

LEHM / Handhabung-Anwendung ?


1. Kann jeder Selbstbauer Lehm verarbeiten ? 

Rezyklierbarkeit des Lehm Ja – der Umgang erfordert etwas Geschick & Anpassungsfähigkeit an das natürliche Material. Unliebsame Überraschungen wären Abplatzungen, Risse und Absandungen. Das schöne ist: Der Lehm (sofern er nicht mit Cellulose, Zement oder Kalk gemischt wurde), kann man wieder abnehmen, einsumpfen und nochmal verarbeiten.


2. Welche Untergründe benötigt Lehmputz ?  bzw. Lehm im Altbau ?

Jeder mineralische leicht saugende Untergrund ist geeignet. Gestrichene und beschichtete Untergründe benötigen einen Haftanstrich (Mineralputzgrundierung). Holz und Metall müssen mit Trägermaterial z.B. Schilfmatten versehen werden. Grundsätzlich werden alle schlecht haftenden Materialien (Putzschichten, Anstriche und Tapeten) vorgängig entfernt. Der Aufbau kann mit industriell gefertigten Lehm-platten, -ziegel oder –putz erfolgen.

 

3. Wann ist der Lehmputz trocken ?  Sommer & Winter tauglich ?

Naturreine Lehmputze trocknen rein physikalisch, durch die Verdunstung des Anmachwassers und erhalten ihr Haftvermögen bzw. ihre Druck- und Biegezugfestigkeit aufgrund des idealen Mischungsverhältnisses zwischen Lehm, Sand  und/oder pflanzlichen Zuschlagstoffen wie Hanf, Flachs oder Stroh. D.h. bei guter Belüftung und warmen Temperaturen trocknet der Lehm schneller. Es sollte möglichst nur 1 Grundputzauftrag erfolgen der lange genug austrocknen kann. Erkennbar an Rissen im Putz. Danach vornässen, 1-2 Lagen Oberputz auftragen und mit gewünschter Technik bearbeiten.

 

4. Was tun, wenn Lehmputze sanden ?

Die Sandqualität im richtigen Mischungsverhältnis mit Ton bestimmt die Qualität. Darüber hinaus die richtige Verarbeitung. Der trockene Lehmputz wird durch anfeuchten und abreiben verdichtet. Die groben Sande fallen aus und das Tonmaterial klebt nochmal zusammen. Es kann auch mit einem Besen die Oberfläche abgekehrt werden, damit die Sande entfernt werden. Ein späterer Auftrag von verdünnten Kaliwasserglas, Kasein- oder Celluloseleim erfordert viel Erfahrung.

5. Kann Lehm überstrichen werden ?

Ja – mit Lehm-, Leim-, Kasein- oder Kalkfarbe. Es sollte immer zuerst ein verdünnter Anstrich zur Grundierung gestrichen werden, bevor ein unverdünnter Anstrich erfolgt. Diese offenen Anstriche beeinträchtigen die Lehmeigenschaften nur unwesentlich. Jegliche Kunststoffvergüteten Anstriche zerstören die Eigenschaften des Lehm und können Bauschäden zur Folge haben.

 

6. Kann ich Lehmfarbe überall streichen ?

Ja – Die übliche Lehmfarbe ist mit Celluloseleim versetzt und klebt somit auf jedem Untergrund. Vorsicht aber vor einem Auskreiden der Lehmpigmente. Evtl. vorgängiges grundieren notwendig oder stark beanspruchte Oberflächen meiden.

 

7. Nägel u.a. in einer Lehmwand ?

Gewöhnliche Lasten können mit einem, evtl. etwas längerem Nagel oder Schraube mit Dübel befestigt werden. Gut ist die Stelle vorher etwas anzufeuchten. Schwere Gewichte von Wandschränken o.ä. sollten ohnehin mit einer Unterkonstruktion befestigt werden.

 

8. Sind Lehmputze auch für Küchen und Bäder geeignet ?

Ausserhalb des direkten Spritzwasserbereich, ist Lehm das beste Raumklimaregulierende Material. Besonders in Bädern & Küchen. Dort verhindert Lehm zusätzlich intensive Gerüche. Im Spritzwasserbereich ist mit Kalk zu arbeiten, denn dieser ist nicht reversibel.


9. Entsteht kein Schimmel auf einer Lehmwand ?

Lehm ist leicht alkalisch (pH-Wert 7-8,5) und hoch kapillaroffen, d.h. es kann sich kein Kondensat auf der Oberfläche bilden. Schimmel benötigt ein dauerhaft feuchtes saures Milieu (pH-Wert 4,5-6,5).

 

10. Wie dick muss ein Lehmauftrag sein um Feuchte zu regulieren ?

Ab 1cm – besser 2 cm Auftragsstärke werden die Lehmeigenschaften wie Feuchteregulation, Geruchsneutralisation und Halldämmung (Raumakustik) spür- und messbar.


11. Gibt es Gefahr von Insekten und Nagetierbefall ?

Reiner Lehm ist für Insekten und Nagetiere nicht von Interesse. Verwendetes fremdes Dämmmaterial muss üblicherweise durch bauphysikalisch funktionierende Konstruktionen geschützt werden.

 

12. Gibt es weissen Lehmputz ?

Ja – der Handel bietet einige weisse Lehmputze an.

 

13. Wo gibt es Lehm ? Wo ist Lehm erhältlich ? Lehm gibt es vielerorts als Aushubmaterial direkt unter der Humusschicht. In Lehmgruben bestehender oder ehemaliger Ziegeleien kann ebenso nachgefragt werden. Augen und Ohren offen halten, wenn irgendwo gebaut wird. Der Fachhandel bietet zudem in grosser Auswahl sämtliche Lehmprodukte an.

 

14. Wie weiss ich, dass es sich um Lehm handelt ?

Reiner Humus und Sand haben keinerlei Bindekraft. Um den Lehmanteil in einem Aushub zu ermitteln gibt es verschiedene Prüfverfahren.
15. Ist Lehm Allergieverträglich ?

Ja – es ist nicht bekannt, dass es Allergische Reaktionen auf Lehm gibt.

 

16. Ist Lehm Radioaktiv ?

Es gibt Radonbelastete Gebiete in denen auch der Lehm die Radioaktivität aufnimmt bzw. durchlässt.

 

17. Kann Lehm maschinell verarbeitet werden ?

Ja – der Grundputzauftrag lohnt sich ab ca 100 m2 Wandfläche. Die gesamte Auftragsstärke von bis zu 4 cm kann in einem Arbeitsgang aufgetragen werden. Die Lehmoberputze oder auch Deckputze (ca 3-4 mm) genannt werden vorzugsweise von Hand aufgetragen.


18. Wie robust sind Lehmputze im Alltagsgebrauch ?

Grundsätzlich ist Lehm ein weicheres Material als z.B. Kalk. Die Ver- & Bearbeitung macht jedoch die Festigkeit der Oberfläche aus. Zudem lassen sich Beschädigungen leicht be- und überarbeiten.

 

19. Kann man auf Lehmoberflächen Verfliesen/Plättlen?

Bedingt – denn Fliesenfugen lassen Feuchtigkeit eindringen und nicht wieder austreten. Der darunterliegende Lehm wird aufquellen und die Fliesen lösen. Duschwände sollten mit wasserfesten Materialien ausgekleidet werden und Fliesen mit entsprechendem Kleber angebracht werden. Kleinflächig in wenig Feuchtebelasteten Orten, kann der Lehm mit Wasserglas grundiert werden und dann verfliest.

 

20. Wie wirken Lehm und Holz zusammen ?

Lehm haftet nicht am Holz. Das Holz entzieht dem Lehm die Feuchtigkeit. Als Füllmaterial werden diverse Lehmholzspangemische zu einem Leichtlehm verarbeitet. Dadurch wird auch die Isolationswirkung verstärkt. Gleiches kann auch mit den Zuschlagstoffen Hanf und Stroh gemacht werden.


21. Wie reagiert Lehm mit Kalk ?

Es entsteht stabilisierter Lehm. Kalk oder Zement binden in diesem Gemisch ab und die Masse wird härter bzw. tragfähiger. Die Reversibilität wird jedoch durch jegliche Zugabe zerstört.


22. Kann Lehm im Aussenbereich verwendet werden ?

Nur als innerer Baustoff in einem Wandaufbau der den Lehm vor direkter Nässe schützt. Oder an einer Wand die konstruktiv vor direkter Nässe schützt (grosse Dachuntersichten).

 

23.Wie kann Baugrubenaushub einfach für den Lehmbau verwendet werden ?

Wer den hohen zeitlichen Aufwand scheut, den Lehm zu Putzen oder Lehmsteinen zu verarbeiten, kann den Lehm auch zu Schallschutzzwecken in die Zwischendecken einbauen. Wenn der Baggerfahrer den Lehm direkt in Bigbags füllt, können diese dann später in den Deckenbereich gehoben werden. Als Rieselschutz sollte eine Hanfmatte dienen und darauf eine dünne Schicht Kalk gestreut werden.

24. Was sind Grünlinge bzw. Lehmvollsteine ?

Das ist die Vorstufe für den Backstein. Sie werden mittels einer Vakuumpresse hergestellt, sind nicht frost- und quellsicher und dürfen deshalb nicht im Aussenbereich verwendet werden. Sie sind günstig und finden Verwendung im Schallschutz (Decken) und Sichtmauerwerk innen.

 

25. Wie kann Lehmputz auf Lehmsteinen besser haften ?

Ein Lehmputz geht keine Verbindung ein mit der Oberfläche, sondern klebt an dieser. Deshalb sollte eine möglichst grosse Oberfläche durch aufrauen geschaffen werden. Vornässen oder Hilfsmittel wie Grundierungen behindern die Klebekraft. Besser mit einem Vorspritzer beginnen und dann in dünnen Lagen weiter arbeiten. Probeflächen anlegen. Die hochverdichteten Lehmsteine mit minimalem Wassergehalt haben wenig Luftporen. Wird der Stein durch Putzauftrag zu nass, quillt er, verliert das Gefüge und der Putz fällt ab.

 

26. Wie verhalten sich die Kosten gegenüber konventionellem Bau ?

Hierzu muss zuerst eine Vergleichsbasis definiert werden. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Am teuersten sind die Arbeitsleistungen. Verglichen mit Gipsbilligbaustoffen ist Lehm ca. doppelt so teuer. Insgesamt wird ein Lehmhaus ca. 10 – 20 % Mehrkosten als ein konventioneller Bau. Dazu erhält man einen Mehrwert an Wohnqualität.

 

27. Wieviel Tonnen Lehmputz werden ca. für ein durchschnittliches Einfamilienhaus benötigt ?

Es ist mit 5 - 6 Tonnen Material zu rechnen. 1 Bigbag = 1 Tonne


28. Kennt die Schweiz DIN Normen ?

Deutschland besitzt DIN Normen für Lehmbausteine DIN18945, Lehmmauermörtel DIN18946 und Lehmputzmörtel DIN18947. Diese legen Anforderungen und Eigenschaften an das Material fest. In der Schweiz .... ????

 

29. Wo finde ich einen geübten Handwerker mit Erfahrung ?

Am besten lässt man sich von der IG Lehm beraten  ;-))  Oder lässt sich einen Verarbeiter vom Lehmhändler empfehlen. Gut ist sicher Referenzobjekte zu besichtigen, sodass man sicher ist, dass die eigenen Ansprüche  erfüllt werden.

 

30. Wo finde ich Lehmbauten in der Schweiz ?

Auf der Homepage der IG Lehm ist eine interaktive Karte aufgeschaltet und kann auch mit Ihrer Hilfe ausgebaut und vervollständigt werde.