Umbau Bauernhaus komplett

Zusätzliche Bauinformationen

Lehmgrundputze, Lehmdeckputze, Korklehm

Baujahr

2016

Ort

8489 Wildberg ZH

Beschreibung

I. Hintergrund
Kaufjahr : April 2014. Lage mitten im Dorf (Kernzone), einseitig am Nachbarhaus angebaut.  Anfangszustand : Bauernbetrieb seit mind. 50 Jahre eingestellt, Grundsubstanz und Raumaufteilung +/- original oder älter als 50 Jahren. Westfassade stark sanierungsbedürftig. Eintretendes Grundwasser nach starken Niederschlägen, von der Gartenseite (Süden): der alte Güllekanal im Stall füllt sich, zahlreiche Salpeterausblühungen bei den Grundmauern im Süden und Westen. Bausubstanz : Mischung aus verputzten, z.T. mit Stroh-Lehm-Staketen ausgefachtem Holzriegelbau (Wohnteil) und altem Mauerwerk (Bollen-, Bruch- und Tuffstein)(Stall, Scheune).


II. Projekt / Vision
-     Heim für Familie 2 Erw + 3 Kinder
-     Unterbringen einer Holzbauwerkstatt (Arbeitsplatz)
-     Räume gestalten / anbieten für weitere Menschen / Aktivitäten
-     Werk- und Gestaltungsfähigkeiten und –Lust der Käufer ausleben
-     Kombination Holz- und Lehmbau erkunden, ausprobieren, anwenden


III. Umsetzung :
-    Renovation / Erweiterung des bestehenden Wohnteils
-    Umbau Stall und Scheune, 1. Etappe : Grundsanierung der Bausubstanz (Grundwasser, Westfassade) und Erschaffung einer Holzbauwerkstatt + Holz und Lehmlager   


IV.    Angewandte Techniken im Bezug auf Lehm

1. Putzaufbauten
-    1 Schlafzimmer musste vor dem Einzug saniert werden : hier wurde auf Holzrost mit 25 mm Massivlehmplatten + Grundputz von Pro Crea die Wände verkleidet
-    1 Zimmer wurde neu im Estrich ausgebaut : Holzständer mit GFP 15 mm, 8-10 mm Grundputz selber gemischt mit Opalit-Ton und Jute-Netz, danach 6-7 mm Deckputz selber gemischt mit verschiedenen farbigen Lehmpulvern und z.T. Pigmenten.
-    2 weitere Zimmer (wände) und die Trennwand Wohnteil/Scheune wurden nach Isolation auf Holzrost wie folgt verkleidet : lose Bretterschalung als Befestigungsunterlage für Putzträger 70-stängeliger Schilfmatte. Der Putzaufbau erfolgte in 3 Etappen : Schilfmattedicke füllen, Grundputz mit Jutenetzeinbettung, Deckputz. Dabei wurde ein totaler Putzaufbau von 20 bis 40 mm erreicht. Hier wurden Lehme verschiedener Herkunft eingesetzt : Aushubmaterial (gratis, aber aufwendige Aufarbeitung in Handarbeit), z.T. fertige Grundputzmischung von Clay Tec, gekaufte farbige Lehmpulver, gepressten Schlamm aus der lokalen Kiesgrube, Abfallprodukt (gratis) der Kies- und Sandwaschung. Dabei wurden auch verschiedene Sande verwendet : gewaschenen Mauersand aus der lokalen Kiesgrube (Flusssand), verschiedene „Spiel“-sande aus den Baumärkten, kleine Menge von feinem Marmorsand wurden z.T. im Deckputz beigemischt
-    Die Westfassade, die total renoviert wurde, wurde auch im Scheunenteil in Ständerbau ausgeführt (36 cm breite Stege) Dort wurde im Bereich Werkstatt und Lager auf 2 Stockwerke Strohballen eingefüllt und anschliessend mit Lehmschlemme angespritzt. Der Verputz mit Lehm ist noch ausstehend, angestrbte Dicke ca 50 mm


2. Leichtlehm
-    Die Trennwand zwischen dem Stallbereich (neue Werkstatt) und dem Tenn wurde in Ständerbau ausgeführt. Als Ausfachung wurde eine Korkschrot-Lehm-Mischung eingestampft und einseitig mit Lehmverputz versehen (2.Seite geschlossene Holzschalung)
-    In der Küche wurde als Experiment die Aussenwand mit Stroh-Lehm-Staketen in Falzleisten innen aufgedoppelt und verputzt (ähnlich der original bestehenden Ausfachung des Riegelsbaus)
-    Ferner fand Lehm auch in der Decke der neuen Werkstatt Anwendung : als Trockenschüttung (ca 8cm Lehmgranulat) für die statische und thermische Beschwerung der Holzbalkenlage.


3. Wärmespeicher bei Holzfeuerung
Im Büro wurde der kleine alte defekte Holzofen entfernt und den zweiten Kamin wieder instandgesetzt. Im Büro (EG) wurde ein „Occasion“-Brunner-Ofeneinsatz eingebaut und mit alten Granitstellriemen vom Garten ummantelt. Feuerung erfolgt vom Vorraum aus). Die Rauchgasen gehen durch die Decke ins darüberliegende Schlafzimmer, wandern durch ein mit Lehmsteinen gemauerten Speicherkörper („Satellite“) mit integriertem Sitz und dann schliesslich ins Kamin. (NB : das Vorhaben wurde offiziell bewilligt und die Ausführung anstandslos abgenommen !)

 

Beteiligte Firmen
Weitere Beteiligte

Workshop IG Lehm Juli 2015