Ricola Kräuterzentrum

Zusätzliche Bauinformationen

2010-2013 (Projekt), 2013-2014 (Ausführung), 2012-2013 (Produktion und Ausführung Stampflehmfassade)

Baujahr

2012-2014

Ort

4242 Laufen BL

Beschreibung

Architektur und Landschaft
Das Kräuterzentrum liegt wie ein erratischer Block mitten in einer von konventionellen Industriegebäuden geprägten Landschaft. Seine langgestreckte Form bezieht sich auf bestehende Wegsysteme und auf die Hecken, die schon früher hier die Landschaft prägten. Gleichzeitig entspricht diese längliche Form dem schrittweisen industriellen Prozessablauf der Trocknung, Verarbeitung, Mischung und Lagerung von Kräutern. Dieser Prozessablauf von der Kräuterverarbeitung zur Lagerung findet nun im Ricola Kräuterzentrum statt. Ricola ist damit in der Lage, wichtige Produktionsschritte des Kräuterzuckers in ihre hauseigene Produktionskette zu integrieren.

Architektur als Landschaft
Das neue Kräuterzentrum ist vor allem aus Lehm gebaut, welcher vor Ort abgebaut wird. Damit ist das Gebäude sozusagen ein Stück geometrisierte Landschaft. Die Dimension und die räumliche Archaik des Gebäudes werden durch diese radikale Materialisierung noch verstärkt. Kräuter und Erde prägen also diesen neuen Ort auf eine ganz spezifische, eigene Art, wie früher schon die Gebäude für das Lagerhaus von 1987, die Produktions- und Lagerhalle in Mulhouse-Brunstatt mit den Siebdruck geprägten Fassadenteilen von 1993 oder das gläserne Marketinggebäude in Laufen von 1999. Jedes dieser Gebäude ist sowohl Ausdruck der aussergewöhnlichen Firmenkultur von Ricola als auch ein spezifischer Beitrag zum jeweiligen Ort.
Die Fassade des Kräuterzentrums aus Stampflehm ist in den Bereichen Anlieferung und Lager monolithisch ausgeführt. Das Material Lehm wird damit auch im Innenraum sichtbar. Die Lehmfassade wird in einzelnen Elementen in einer nahegelegenen Halle vorfabriziert. Das Material stammt aus Steinbrüchen und Lehmgruben der direkten Umgebung. Lehm, Mergel und Aushubmaterial werden gemischt, in einer Schalung gestampft und schliesslich in Blöcken schichtweise versetzt. Die Fugen können durch die Plastizität des Lehms leicht retuschiert
werden, sodass ein homogener Baukörper entsteht. Die Erosion durch Regen und Wind wird durch
miteingestampfte horizontale Trasskalkzementschichten gebremst, ist aber dem Material Lehm inhärent und wird als natürlicher Prozess zugelassen. Grosse runde Fenster belichten die Innenräume. Die Fassade ist selbsttragend und wird an die innenliegende Tragstruktur aus Beton lediglich zurückgebunden.

Energie und Nachhaltigkeit
Energie und Nachhaltigkeit werden in diesem Projekt nicht nur als technisch Zugefügtes behandelt, sondern als etwas Immanentes, als etwas architektonisch Ganzheitliches: Es ist Teil des Konzeptes.
Das für den Lehm charakteristische Merkmal der Regulation von Feuchtigkeit wirkt sich positiv und energetisch nachhaltig auf das gesamte Raumklima aus. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und die Nutzung der Abwärme des nahegelegenen Produktionsbetriebes sind weitere Massnahmen, welche eine verbesserte ökologische Bilanz des Kräuterzentrums gewährleisten. Ein Besucherzentrum im Obergeschoss ermöglicht Einblicke in die Produktionsprozesse der Kräuterverarbeitung und Kräutermischung.
(Text: © Herzog & de Meuron, Basel 2014)

Weitere Beteiligte
  • Architektur: Herzog & de Meuron (Partner: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Stefan Marbach (Partner incharge); Projekt Team: Michael Fischer (Associate, Project Director), Nina Renner (Project Manager), Zdeněk Chmel, Wolfgang Hardt, Harald Schmidt, Hendrik Steinigeweg, Luca Ugolini, Freya Winkelmann
  • Fassadenplanung + Lehmbau: Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Martin Rauch
Weitere Fachplaner
  • General-, Kosten, und Anlagenplanung: Kundert Planer AG
  • Elektroplanung: Pfister + Gloor Engineering AG und Selmoni Ingenieur AG
  • Haustechnik HLKK: Cofely AG und Kundert Planer AG
  • Tragwerksplanung: Schnetzer Puskas AG
  • Energie Design: Transsolar Energietechnik GmbH