IG Lehm Lehmbau-Exkursion

07. Mai 2023

Angewandter Lehmbau

zum 1. Schweizer Lehmbau-Symposium – Die Tragweite des Lehms

Die Exkursion am Sonntag führt Teilnehmende zu pionierhaften Bauprojekten im Churer und St. Galler Rheintal. Sämtliche Objekte zeichnen sich durch die Verwendung weiterer Naturmaterialien und bewusst umgesetzten (Bau-)Philosophien aus. Zwei Objekte erhielten einen «Prix Lignum», eines war nominiert bei «Constructive Alps».

 

Kurzdokumentation Exkursion «Lehm und Raum»

Informationen zum 1. Schweizer Lehmbau-Symposium

Bericht zur Lehmbau-Exkursion

Im Rahmen des ersten Schweizerischen Lehmsymposiums, das vom 5. bis 7. Mai in Chur stattfand, wurde am Sonntag eine Lehmbau-Exkursion von der  IG Lehm organisiert. Dabei wurden Projekte besucht, bei denen das Baumaterial Lehm in unterschiedlichen Varianten verwendet wurde. Insgesamt wurden vier Projekte im Churer und St. Galler Rheintal besichtigt.

Das erste besuchte Projekt "Haus Frasnelli“ in Bonaduz wurde von den Architekten Capaul & Blumenthal entworfen. Besonders bemerkenswert an diesem massiven Holzstrickbau war, dass viele Innenwände ebenfalls in Strickbauweise realisiert wurden. Die Böden bestanden entweder aus Stampflehmböden oder Lehm-Kaseinspachtelung, ausgeführt von Lehm Ton Erde Baukunst. Ein visuelles Highlight war der massive Stampflehmofen im Wohnraum. Einige Innenwände wurden mit Lehmputz versehen. Dieses erste Projekt verdeutlichte die Vielfältigkeit der Verwendung von Lehm als Baumaterial. Das aussenliegende Treppenhaus verband die Aussenbereiche der Wohnungen und dient als sozialer Begegnungsort für die Hausbewohner.

Nach der Fahrt durch die imposante Bergwelt Graubündens war die Umnutzung eines alten Heustocks im Dorfkern von Mathon das zweite Projekt. Das Büro Office Haratori entwarf einen großzügigen Raum zum Arbeiten und Zusammensein. Die konzeptionelle Interpretation eines typischen schweizerischen Massenlagers, wie man es von Pfadihütten kennt, wurde hier mit japanischen Elementen wie Papierschiebetüren und Tatamimatten neu interpretiert. Der Heustock beeindruckte mit einem spannenden Raumgefüge auf verschiedenen Ebenen und bot unterschiedliche räumliche Durch-und Ausblicke sowie geborgene Nischen. Grosse Lücken zwischen den Fassadenholzbalken wurden von Ralph Künzler und Naturwerk, auch im Rahmen eines Workshop für das Architekturbüro, mit einer Strohlehm-Mischung gefüllt. Auch hier erwies sich die gute Kombination von Lehm und Holz als erfolgreich.

Die Reise führte weiter ins St. Galler Rheintal. Die längere Busfahrt wurde von den Teilnehmern genutzt, um ihre Erfahrungen und Wissen zum Thema Lehm auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. In Buchs SG konnte das im Bau befindliche "Haus der Freunde" besichtigt werden. Die Architekten Carlos Martinez planen ein viergeschossiges Wohnhaus mit massiven Stampflehm-Fassadenelementen von Lehm Ton Erde aus dem nahen Schlins. Die Hybridstruktur mit einer dahinterliegenden gedämmten Holzkonstruktion zeigte eine weitere Möglichkeit auf, wie Lehm sogar als Aussenfassade verwendet werden kann. Die ästhetische Wirkung des geschichteten Materials über vier Geschosse hinweg war beeindruckend.

Zum Abschluss stand der Besuch des Storchennests in Grabs auf dem Programm, einer privaten Kindertagesstätte, die auf zwei pavillonähnlichen Bauten verteilt, eine harmonische Kinderbetreuungsstätte bildet. Der Architekt Jan Schmid entwickelte zusammen mit den Auftraggebern eine statisch beanspruchte Struktur aus Holz und Strohballen, die von Matt Naturbaustoffe.li aussen mit Kalk und innen konsequent mit Lehm verputzt wurde. Die je nach Funktion verwendeten Kalk- und Korkböden strahlten eine unglaubliche Ruhe und Wohlbefinden aus.

Als nach der Rückfahrt entlang der Rebberge der Bündner Herrschaft und der Ankunft in Chur die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Calanda verschwanden, verabschiedeten sich die gut 50 Teilnehmer voller Tatendrang und mit neuen Ideen. Die gut organisierte Exkursion hinterliess viele spannende Eindrücke und bereitete viel Spass in der Gemeinschaft Gleichgesinnter.

Patrick Krecl, 4. Juni 2023

Programm:

  • Haus Frasnelli, Bonaduz: Stampflehmofen, Stampflehmboden, Lehmputze, Lehmkaseinspachtelung (Boden Toilette)
  • Office Haratori, Mathon: Strohlehm zwischen Rundholz
  • Haus der Freunde, Buchs: Stampflehmfassade (im Innenbereich Stampflehm Vorsatzschalen sowie Lehmplatten mit Lehmputz)
  • Wiegestube Storchennest, Grabs: Lehmputze, Lehmkaseinspachtelung an Türen und Schränken

Organisatorisches zur Exkursion

Für Interessierte gibt es eine schriftliche Kurzdokumentation.

Veranstalter

IG Lehm

Ort

Rheintal GR + SG