Visionen zu Lehmbeton

10. Juni 2023

Austausch mit und bei Oxara

Einladung zu Visionen rund um Giesslehm – Ein Austausch zwischen Oxara, IG Lehm und Baubioswiss
Besichtigung, Vortrag und Diskussion

Termin: Samstag, 10. Juni 2023

Ort, Zeit: Besammlung 13:00 Uhr bei Oxara Dietikon, Lerzenstr 17 Workshop in der Werkstatt von Oxara

Veranstalter: RG ZH Baubioswiss und IG Lehm


Bei Oxara in Dietikon wird geforscht, um dem Lehm eine industrielle Anwendung zu ermöglichen. Im Zentrum steht die plastische Verarbeitung als Giesslehm. In der Werkstatt des Startups dürfen wir die Eigenschaften des Materials anhand von Proben selber austesten. Wir lernen bei der Besichtigung von Mustern aktuelle und zukünftige Anwendungsmöglichkeiten kennen. Und erfahren Spannendes über materiatechnische, chemische, logistische und konstruktive Herausforderungen.

Jenseits des spannenden Projekts des Stiftung Burkwil in Meilen von Duplex Architekten (das ursprünglich für eine Präsentation vorgesehen war) stehen die Erfahrungen von Gianluca de Pedrini zur Kirche auf der Egg in Wollishofen im Zusammenhang mit den Materialforschungen von Oxara. Nun konnte der Architekt für einen Input gewonnen werden und wird seine Sichtweise zum Bauen mit Lehm zur Diskussion stellen.

Anschliessend - und vor einem Schlussapéro - werden wir in einer gemeinsamen Runde über mögliche Entwicklungen, Risiken und Chancen von Giesslehm im Lehmbau diskutieren.

 

Einladung Workshop Oxara

Bericht

Besichtigung und Workshop


Besichtigung Archiv-Vorraum im Untergeschoss der Kirche auf der Egg, Wollishofen

Pünktlich und bei herrlichem Sommerwetter treffen zur optionalen Besichtigung gegen 20 Personen vor der Kirche ein. Im Untergeschoss der Kirche wurde 2021/2022 der erste Lehmbetonboden in dieser Grösse eingebaut.

Architekt Gianluca De Pedrini informiert einleitend, dass der Einbau durch LEHMAG AG mit einer üblichen Betonpumpe von Kibag und ca. 70 m Schlauch gut funktioniert habe, das Ergebnis jedoch nicht planungsgemäss sei. Bei der Besichtigung des Bodens wird klar, dass nur schon das Gefälle eine zusätzliche Herausforderung bei der abschliessenden Oberflächenbehandlung nach dem Einbringen der Lehmbetonmasse war. Durch das Taloschieren wurde nämlich der Verflüssiger erneut aktiviert. Gefachsimpelt wurde auch über das Rissbild, welches sich nach dem Trocknungsprozess gebildet hatte und nach einer Nachbehandlung mit Lehmschlämme verlangte. Diese Lehmschlämme, welche auch in Unebenheiten liegenblieb, wird zurzeit während der Einrichtung des Archivs durch Palettenrollis zu stark beansprucht, was zu Staubbildung führt. Eine erneute Beurteilung der Oberfläche wird wohl bei ordentlicher Beanspruchung im Normalbetrieb erfolgen müssen. Die IG Lehm hat auch auf den im Herbst stattfindenden Oberflächen-Workshop hingewiesen (Stadel ZH).

Weitere Diskussionspunkte waren die Einbaustärke von knapp 10 cm, das Weglassen einer Trennschicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit sowie die Lüftungsöffnungen bzw. das damit zusammenhängende Lüftungssystem des zentralen Archivraums.

Dem Architekten und dem Oxara Team sei herzlich gedankt für den aufschlussreichen Einblick ins Bauprojekt mit experimentellem Charakter. Ebenso gilt der Dank der Kirchgemeinde, welche Nachsicht bewiesen hat und all diese Erfahrungen erst ermöglicht hat.

 

Nach individueller Verschiebung inkl. Verpflegung unterwegs startete schon das eigentliche Programm.

Austausch zwischen Oxara, IG Lehm und Baubioswiss
bei Oxara AG

Jonathan Ensslin, Letizia Caderas und Vera Voney – alle von Oxara - empfangen die 30 Teilnehmenden in ihren Betriebsräumlichkeiten.

Jonathan Ensslin beginnt mit einer Vorstellung von Oxara und ihren Produkten, bevor jede/r eine Gruppe von ca. 10 Personen übernimmt. Vera Voney demonstriert im Laborraum das Verflüssigen und Wiederverfestigen von Ton. Dieser Kern-Bereich von Oxara soll weiter ausgebaut werden. Bereits heute sind neue Produkte im Angebot, welche über den dem Lehmbau nahen Anwendungsbereich hinausgehen. Letizia Caderas gibt im Prüfraum Einblick in die Auseinandersetzung mit Filterkuchen aus den Waschanlagen der Kieswerke. Die Abfallverordnung definiert, ob ein Filterkuchen verschmutzt oder unverschmutzt ist. Der (unterschiedliche) Anteil von Flockungsmittel stellt auch für sie eine Herausforderung dar und der Umbau der Abläufe im Kieswerk ohne Flockungsmittel wäre von Vorteil! Diverse Prüfinstrumente stehen zur Verfügung wie beispielsweise das Penetrometer, welches den Eindringwiderstand in die Filterkuchenprobe ermittelt und daraus Schlüsse ziehen lässt. Jonathan Ensslin führte seine Gruppe im Materialraum zu den verschiedensten Materialmuster und erklärte diese. Nebst dem bekannten Oxacrete care, welches den Tonbeton zum Einbau verflüssigt, rückverfestigt und die Reversibilität wahrt, haben sie auch Zusatzmittel im Angebot, welche wasserbeständige Produkte ermöglichen. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Boden der Kirche auf der Egg, stehen auch Bodenaufbauten mit Beschichtungen mit Platten oder Holz im Vordergrund.

Die abschliessende, von Alfred Rüegg moderierte Austauschrunde förderte noch verschiedene Ansichten zu Tage. Gerade betreffend Zusatzmitteln im Lehm zeigte es sich, dass eine begriffliche Auseinandersetzung noch bevorsteht. Oxara verwendet u.a. den Begriff Tonbeton.

Beim Apéro bot sich weitere Gelegenheit für Austausch, welche von den zahlreichen Teilnehmenden gerne genutzt wurde.

Grosser Dank geht an das team von Oxara, sowie an Adrian Baumberger und Alfred Rüegg für die Abklärungen und die Organisation für die IG Lehm und Baubioswiss.


Hansjakob Eggenberger, 2. Juli 2023

 

Studio De Pedrini

Beteiligte Firmen
Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Baubioswiss
&
Oxara

Ort

Dietikon ZH