Gesundheitskasse baut mit Lehm

02. Juni 2021

Besichtigung Neubau Besichtigung Hauptsitz der Eidgenössischen Gesundheitskasse EGK

Tour de Suisse aktuell in Laufen

Der Anlass wird in Partnerschaft mit Baubioswiss durchgeführt.


Nach hundertjährigem Bestehen der EGK, war es an der Zeit, sich einen neuen Hauptsitz zu bauen. Dieser verbindet die Werte der EGK und nimmt das Thema Gesundheit auf. Dieser Neubau ist nach baubiologischen und ökologischen Grundsätzen erstellt worden und darf nun vor der Übergabe an die Verwaltung der Eidgenössischen Gesundheitskasse besichtigt werden.

Datum: Mittwoch 2. Juni 2021

Ort: EGK Hauptsitz, Birspark 1, 4242 Laufen BL (gegenüber «Altes Schlachthuus», Naustrasse)
200 m zu Fuss vom Bahnhof / Parkplatz «Städtli» neben altem Schlachthaus

Führung: Daniel Miesch Baubiologe/Bauleiter Flubacher Nyffeler Partner Architekten, Basel

 

Einladung Besichtigung Neubau EGK

Baubioswiss


Beim Neubau des EGK Hauptsitzes in Laufen wird nebst einer hohen Nutzungsflexibilität die ökologische und ökonomische Langlebigkeit beabsichtigt. Umgesetzt wird diese Absicht mit einem Hybridbau aus einem Holz-Fassadenraster und zwei zentralen, das Gebäude aussteifenden Betonkernen. Mit dem Entscheid der Bauherrschaft, den Innenausbau mit viel Lehm zu gestalten, konnte der Aspekt der Naturnähe und Nachhaltigkeit noch gestärkt werden. Aus baubiologischer Sicht ist der Einsatz von Lehm für die zukünftigen Gebäudenutzer*innen ein bedeutender Schritt zum Wohlbefinden in ihren neuen Arbeitsräumen.

Bericht zur Besichtigung

 

Gemeinsam luden Baubioswiss und die IG lehm zum fast fertig gestellten neuen Hauptsitz der Eidgenössischen Gesundheitskasse in Laufen ein und rund 30 Interessierte liessen sich locken.
Natürlich nicht vergebens. Denn nicht nur das Gesamtvolumen an verbautem Lehmputz und Lehmplatten ist beeindruckend (ca. 100t). Sie sind auch eingebettet in ein entsprechend nachhaltiges wie auch architektonisches Konzeptbild, das Flubacher Nyfeler Partner Architekten hier in allerkürzester Zeit  mit ihrem souveränen Bauleiter Daniel Miesch realisierten.

Die mächtigen Bäume am Rande des Grundstücks standen Pate für den Bau, das in Fortführung des Tiefgaragen-Wurzelballens, der Treppenkern-Stämme und des etagierten Astwerks der Krone bis zur auskragenden Pergola der Terrasssenüberdachung reicht. Die Aufgabe, den mit belebendem Carbometum-angereicherten Beton und die brandschutztechnisch erforderlichen Gipsfaserplatten zu kaschieren und zu gestalten, oblag der sehr erfahrenen Arge Lehmbau Georg Paul & LEHMAG um Lukas Baumann, die mit dem Auftragen des 20 mm Grundputzes und 5-8mm Deckputz (mit Fasern für die Kratzoptik) mitunter auch die Gipser der Firma Lotti Partner AG (Leichtbau und Lehmplatten) an neue lehmige Aufgaben heranführte.

Zu den ungewohnten Hürden zählte dabei beispielsweise das ovale Treppenhaus, das den vertikalen Putzauftrag torpetierte oder die Gebäudehöhe, die die Putzmaschinenpumpe herausforderte.
Anspruchsvoll war die Umsetzung des Holz-Skelett-Baus mit flexiblen Nutzungseinheiten und mit gewichtigem Anspruch an Baubiologie und Ökologie aber insgesamt – nicht nur für die Planung mit Fokus Wohlbefinden. Denn diverse zeitgenössische technische Anforderungen (Heizkühl-Decken-Elemente in Blech, Lüftung, Steuerungen zu Sonnenschutz, Sicherheit, Licht) verstecken sich unter der Holzlamellendecke.

Auch die Entscheidungs- und Vertrauensprozesse forderten die Bauherrschaft und Handwerker etwa im Nagel-Experiment mit Gips und Lehm (= Hält der Nagel im Lehm?) oder der Bemusterung der Lehmoberflächen als Baumrinde. Dieses handwerkliche 'Kunst am Bau"-Werk besteht aus einer Spezialmischung vom regionalen Produzenten Lehmwerk ch, die Marc Hübner mittels Tonpulver und Pigmenten in einem Grünton (manchmal auch violett) kreiierte. Als Nassputz wurden etappenweise etwa 1100m2 von einem vierköpfigen Team mehrlagig und mit Trocknungsphase vor dem Finish aufgebracht. Laut Georg Paul ging es bei der naturhaften Gestaltung vor allem darum, den Kopf auszuschalten, ganz im Gegensatz zu sorgfältigem Handwerk an anderen Stellen.

Das momentane Resultat lässt deutlich erahnnen wie die Sinne der Mitarbeitenden durch die changierenede Wirkung des Lehmwerks, die meandrierenden Lufträume und die foliebedruckten Herbarium-Glastrennwände angeregt und durch die optimierte automatisierte Technik entlastet werden. Bleibt zu hoffen, dass die Sprinkleranlage in den Begegnungszonen diese Wohltat auch dauerhaft spürt und nicht versehentlich ausgelöst dem Holz und Lehm zu Leibe rückt.

Bei all der Komplexität am Bau darf der Mensch auf der Baustelle, wie auch später im Betrieb eben nicht zu kurz kommen. Mit dieser Haltung gelang es dem Baubiologen Daniel Miesch die Hektik klein und die Zusammenarbeit hoch zu halten, so dass nicht nur die Materialität, sondern auch der Geist der Anfänge der heute alternativmedizinisch orientierten EGK aus der Tonwarenfabrik zu Laufen weiter wirken kann.

Christiane Löffler, 9. Juni 2021

Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
&
Baubioswiss
&
Flubacher Nyfeler Partner

Ort

Laufen BL