On Tour Marokko 2014

08. – 18. März 2014

Lehmreise in die Heimat der Kasbahs

Studienreise zur Lehmkultur anderer Länder

Reisebericht

 

Für die 10-tägige Studienreise nach Marokko hatten sich 13 Reiselustige angemeldet. Die Rundreise durch den hohen Atlas hat die Reiseleitung (Doris und Ralph) zwei Jahre zuvor rekognosziert. Aus diesen Erfahrungen haben wir eine attraktive Entdeckungsreise zum Thema Lehmbau für unsere Mitglieder zusammengestellt.

Gestartet wurde in Marrakesch. Gleich am Ankunftstag begaben wir uns zum Nachtessen zur  Jemaa el Fna, dem berühmten grossen Markt- und Begegnungsplatz mit  allabendlichen dampfenden Garküchen. Nicht alle wagten es,einen Bissen von den gekochten Schafsköpfen zu probieren.

Marrakesch beeindruckte mit seiner Lehm- Bausubstanz aus Stampflehm; den Einstieg in die Stadterkundung bildete eine Pferdekutschenfahrt rund um die 900jährige, 8m hohe Stadtmauer. Im Zuge einer kürzlich erfolgten Sanierung wurde die Ringmauer ,mit einer Länge von 7km, beidseitig mit Kalk verputzt und mit einer rosa Farbe gestrichen, schade für unser lehmsüchtiges Auge. Nur an defekten Stellen ist die gestampfte Erde noch sichtbar.

Mehr über die Geschichte und Traditionen der Berberstadt konnte man im Fotomuseum oder in der Medersa Ben Youssef erfahren. Wichtig dabei war stets, sich im Wirrwarr der Altstadtgassen den richtigen Weg zu merken. Selbst der Stadtplan und die hilfsbereiten Tipps von Gassenjungen halfen der Orientierung wenig.

Am 3. Reisetag rüsteten wir uns für die Fahrt in die Bergen des hohen Atlas. Mit drei gemieteten Renault Kangoo's machten wir uns auf Richtung Süden. Die blühenden Mandelbäume und die hellgrünen Getreideflächen kündeten den Frühling an. Bis jetzt war nachts eher kalt, die Sonne tagsüber aber schon sommerlich warm. Auf der Höhe des Tizi-n-Tichka Passes blies ein rauher Wind, doch an den dampfenden Tajine's auf der Passhöhe konnten wir nicht vorbeifahren. Highlight an der Strecke war der Besuch des Dar Glaoui-Palastes in Telouèt auf 1870m ü.M, ein Mahnmal der Schreckensherrschaft eines Berberfürsten zwischen 1923 und 1956, der Zeit der französischen Besetzung Marokkos. Vor den Toren von Ouarzazate hätten wir das Weltkulturerbe Aït Benhaddou gesehen, wenn... es nicht schon stockdunkel gewesen wäre! Wir versprachen den enttäuschten Gemütern, auf der Rückreise eine Besichtigung nachzuholen.

Ouarzazate, Marokkos Filmmetropole, lockt mit vielen Attraktionen. Unsere Gruppe stiess auf einem Spaziergang auf eine Baustelle, wo gerade mit Lehmsteinen gemauert wurde. Mit Handformen wurden Lehmquader produziert, der Mörtel von Hand gemischt. Der Bauleiter gewährte uns Einblick in die grosse Baustelle, welche von der Unesco finanziert wird. Die Projektpläne zeugen von innovativen Ideen.

Nächstes Ziel unserer Reise war das Vallée de Dades, ein wunderschönes Seitental mit malerischen Lehmdörfern und den berühmten Affenpfotenfelsen. Kurz vor der Dadesschlucht lag unser Hotel, das von einer supersympathischen Berberfamilie geführt wird. Die feinen Couscous Poulet-Tajine machten die kalten Temperaturen wieder wett. Doch der ganze Vorrat an Wolldecken und mehrschichtigen Pyjamas reichten nicht aus für einen ruhigen Schlaf. Der frühmorgendliche Spaziergang durch die Flussgärten vermochte die steifen Glieder wieder etwas zu entspannen. Die warmherzige Art der Herberge-Familie machte uns den Abschied nicht leicht. Vielleicht trifft man sich hier wieder für ein mehrtägiges Trekking durch die Berge.

Weiter auf der Fahrt nach Alnif besuchen wir einen lokalen Markt in Boumalne, wo kaum (je) ein Tourist Einblick erhält. Zwischen Djelabah-Männern und verhüllten Frauen kaufen wir Köstlichkeiten für unser Picknick ein.

Unsere Route führte weiter Richtung Alnif , wir queren den Djabel Saghro, eine trockene Hügellandschaft mit steinigen Steppen. Hier zeigt sich die Geologie von ihrer spannendsten Seite. Die verschiedenen geologischen Schichten sind hier über einen grossen Zeitraum (450Mio.Jahren) sichtbar. Der Geologe Mohand Ihmadi begleitete uns einen Tag lang und erklärte anschaulich, wie das mit den Gebirgsfaltungen, der Erosion und Ablagerungen der Gesteinsschichten abgelaufen ist. Beinahe waren wir soweit, unser Weltbild auf den Kopf zu stellen. Am Fusse eines Berges suchten wir nach versteinerten Trilobiten und Donnerkeilen und fanden diese zur Freude aller Sammler sehr zahlreich. Unsere Koffer wurden um einiges  schwerer. Auch prähistorische Steinritzereien bekamen wir zu sehen.

Am Freitag, 14.März teilten wir uns auf. Eine Gruppe fuhr früh morgens los mit dem Ziel Zagora am Rande der Wüste. Sie schnupperten Wüstenluft und erzählten abends begeistert von ihrem Ausflug.

Die andere Gruppe fuhr gemächlich Richtung Agzd mit Zwischenhalt in N'Kob, wo wir wunderschöne Kasbahs, alles aus Stampflehm, entdeckten. unsere nächste Herberge ist die Kasbah Caid Ali mit Campingplatz. Hier finden jährlich Workshops mit Manfred Fahnert (Lehmexpress) statt für Studenten und Lehminteressierte. Vittorio, Sami, Ralph und Micha hatten hier auch Arbeitseinsätze für die Renovation des Hof-Gebäudes geleistet.

Manfred treffen wir mit einer Gruppe von Arch.studenten an. Auf unseren Wunsch  feiern wir Manuela's Geburtstag mit einem Meshoui-Essen (Lamm aus dem Lehmofen) und einer Gruppe Gnawa-Musikern aus der Region. Der Rhythmus der Trommeln und der offerierte Whisky von Arwed begleiten uns in den Schlaf. Auch Vittorio stösst zu unserer Reisegruppe, er kommt von einer Reise aus Burkina Faso begleitet uns bis zum Schluss der Reise.

Agdz befindet sich im Draa-Tal . Die grossen Palmengärten, die Palmeraies, sind Grundlage des Einkommens. Hier gedeihen Dattelpalmen, Getreide, Früchte und Gemüse. wir erwandern diese Landschaft flussaufwärts in Begleitung von einem Familienmitglied der Fam. Caid Ali. Er erzählt uns viele spannende und unglaubliche Geschichten dieser Gegend. Beatrice und May Britt besteigen währenddessen einen nahegelegenen Berg, welcher  aufgrund seiner Form  'Tajine' genannt wird. Zum Abschluss des Abends zeigt uns Manfred  Bilder  aus seiner langjährigen Arbeit  an der Renovation der Kasbah.

Sonntags fahren wir  zurück Richtung Marrakesch. Die versprochene Besichtigung von Aït Benhaddou stösst bei gleissendem Sonnenschein auf grosses Interesse. Viele kaufen Souvenirs ein oder sitzen mit einem Thé marroçain (Whisky Berbère) in der Wärme.

Auf der Passhöhe des Tizi-n-Tichka probieren wir nochmals die dampfenden Tajine's  bevor die grosse Stadtmauer von Marrakesch uns wieder für 2 Tage verschluckt. Den letzten Ferientag in Marrakesch nutzten wir, um in den Souks einzukaufen oder einen traditionellen Hammam zu besuchen.

Wir hatten viel Spass miteinander, lernten uns näher kennen, entdeckten Spannendes und Schönes und hatten uns prächtig erholt, trotz reichem Programm. Die Reisegruppe war wirklich toll, sehr unkompliziert und entspannt. Es hat uns als Reiseleiter sehr viel Freude bereitet, herzlichen Dank.

Zurück in der Schweiz trafen wir uns im April mit unseren Ferienfotos in Winterthur bei Ralph und kochten in original Tajine's feines marokkanische Essen. Mit einigen weiteren interessierten IG Lehm Mitgliedern liessen wir die wunderbare Reise nochmals über die Leinwand gleiten. 

 

Reisebericht, 19. Oktober 2014. Doris Müller

 

Die Teilnehmer/innen: Ayshe Yüzer, Gisela Kroneberger, Andy Scheuner und Ursula Schönenberger, Arwed Junginger, Erich Nussbaumer, Urban Spirig, Béatrice Asper, Manuela Brenner und Lisa Rotach, May-Britt Meisser, Ralph Künzler und Doris Müller

Veranstalter

IG Lehm Fachverband Schweiz
 
Reiseleitung:
Doris Müller
Ralph Künzler

Ort

Marokko